Am Weserdeich bei Morsum liegt der sanierte Hof der Familie Meyer-Wilkens – energieeffizient, hochwassererprobt und ausgezeichnet mit der Grünen Hausnummer

Vor dem sanierten Haus: Erich von Hofe (links), der mit einem Vortrag den Anstoß zur Grünen Hausnummer gab, mit Jörg, Birte, Merle und Mattis sowie Elisabeth und Johannes Meyer-Wilkens.
„Beim letzten Hochwasser reichte der Pegel fast bis zur Deichkrone. Da fragten uns viele, ob wir keine Angst um unser Haus hätten“, erinnert sich Jörg Meyer-Wilkens. Gerade erst war die energieeffiziente Sanierung des Hofes mit der Grünen Hausnummer ausgezeichnet worden, nun blickte er aus dem Küchenfenster direkt auf eine riesige Wasserfläche jenseits des Deiches. Denn das Grundstück liegt am Rand von Morsum, direkt am Weserdeich in Richtung Intschede. „Unser Haus steht recht hoch – die mit den tiefer gelegenen Grundstücken im Dorf müssten sich viel mehr Sorgen machen“, war dann immer seine Antwort.
Vom Bauernhof zum Drei-Generationen-Haus
Der ehemalige Bauernhof wurde im Jahr 1900 erbaut und ist seither in Familienbesitz. Jörgs Opa hatte ihn vom Großonkel geerbt und hier Landwirtschaft betrieben. „Neun Kühe, drei bis vier Sauen, zwölf Hektar Land – damals konnte man davon noch leben.“ Bei seinem Vater Johannes reichte das schon nicht mehr. Er arbeitete tagsüber als Maschinenschlosser und bewirtschaftete den Hof nach Feierabend im Nebenerwerb.
Heute ist bis auf den Gemüsegarten das gesamte Land verpachtet. Die Hofgebäude wurden saniert und in drei Wohnungen aufgeteilt. Im Erdgeschoss lebt Jörg mit seiner Familie, im ersten Stock wohnen Vater Johannes und seine Frau Elisabeth. Aus der früheren Scheune wurde ebenfalls Wohnraum – dort lebt inzwischen Schwester Maren mit Familie.
2014 Umzug in die neue Wohnung
2012 zogen Jörg und seine Frau Birte zunächst in das Haus auf dem Nachbargrundstück, das ebenfalls zur Hofstelle gehört. Weil im Haupthaus eine Wohnung leer stand, entstand die Idee, zurückzuziehen – allerdings nur, wenn vorher umgebaut und saniert würde. Früher lebten im Erdgeschoss die Großeltern – und wer nach oben wollte, musste erst durch ihren Wohnbereich. Zudem war es dort feucht und kalt. Gemeinsam mit einer Baufirma aus dem Nachbarort wurde 2013 die Sanierung in Angriff genommen und 2014 folgte der Umzug in die neue Wohnung.
Energieeffiziente Sanierung mit modernster Technik
Um die Feuchtigkeit zu stoppen, wurde eine neue wärmegedämmte Bodenplatte eingebaut. Die doppelschaligen, aber ungedämmten Wände erhielten eine komplett neue Außenhülle mit dicker Dämmschicht und dreifach verglasten Fenstern. Wie viel Masse die Wände jetzt haben, zeigt sich an den tiefen Fensterbänken.
Die alte Treppe wich einer neuen im Vorflur, und auch im Grundriss wurde einiges geändert: Wände wurden versetzt und das Badezimmer dadurch vergrößert. Eine moderne Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt seitdem für ein angenehmes Raumklima. Warme, feuchte Luft aus Bad und Küche wird abgesaugt, durch einen Wärmetauscher geleitet und erwärmt dabei die kühle Frischluft, die von draußen in die Wohnung gelangt – so bleibt die Wohnung trocken und gleichmäßig temperiert.
Photovoltaikanlage auf dem Dach
Geheizt wird weiterhin mit der alten Gasheizung, die noch gut läuft und vorerst nicht ersetzt werden soll. Dank der guten Dämmung ist der Verbrauch aber deutlich gesunken – im Obergeschoss reicht an sonnigen Tagen sogar schon die große Südfensterfront, um die Räume zu wärmen. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach hatte Vater Johannes schon vor Jahren installieren lassen.

Ein Foto im Flur erinnert an den Hof, bevor er saniert wurde.
Der erfolgreiche Weg zur Grünen Hausnummer
Bei einer Infoveranstaltung der Klimaschutzagentur kleVer in Thedinghausen erfuhren Birte und Jörg durch einen Vortrag von Erich von Hofe erstmals von der Grünen Hausnummer. „Ich dachte immer, die ist nur für Neubauten“, sagt Jörg. Doch dort erfuhren sie: Auch Altbauten können ausgezeichnet werden – vorausgesetzt, es wurden mindestens drei energetisch wirksame Maßnahmen umgesetzt. Mit der neuen Bodenplatte, der gedämmten Außenhülle und der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung war das Kriterium eindeutig erfüllt.
Und so hängt sie nun – die Grüne Hausnummer 37 – gut sichtbar an der Hausecke an der Nottorfer Straße, dort, wo es über den Deich in die Wesermarsch nach Intschede geht. Zumindest, wenn das Weserhochwasser nicht wieder die Straße überflutet. (uc)