„Der Buchspazierer“ ist einer der schönsten deutschen Filme seit Langem – und jetzt auf Netflix zu sehen.
Es passiert selten, dass ein deutscher Film so feinfühlig, so ruhig und gleichzeitig so eindringlich erzählt wird. Der Buchspazierer, verfilmt nach dem gleichnamigen Roman von Carsten Henn, ist genau das: ein stiller Schatz. Kein großes Kino. Kein Effektfeuerwerk. Sondern ein Film, der nachwirkt.
Im Mittelpunkt steht Carl Kollhoff (großartig gespielt von Christoph Maria Herbst), ein älterer Buchhändler, der seine Stammkund:innen persönlich beliefert – zu Fuß, mit Umsicht, mit Herz. Jeder bekommt genau das Buch, das er oder sie gerade braucht. Nicht laut, nicht belehrend. Einfach passend.
Dann tritt Schascha in sein Leben – ein neugieriges, ziemlich direktes neunjähriges Mädchen, das sich Carl anschließt wie ein Schatten in Turnschuhen. Was kitschig werden könnte, bleibt hier ehrlich. Die beiden sind keine Klischeefamilie auf Zeit, sondern zwei Menschen, die gemeinsam ihre Verluste und Verletzungen tragen – und langsam heilen.
Der Film lebt von seinen Details: der Bildsprache, die an Wes Anderson erinnert, ohne zu imitieren. Der Musik, die dezent Emotionen weckt. Und vor allem von der Stille zwischen den Worten, in denen sich das meiste abspielt.
Es ist eine Geschichte über Einsamkeit, über Loslassen, über die Kraft von Begegnungen. Und über Bücher – natürlich. Bücher als Brücke, als Gespräch, als Trost.
Der Buchspazierer lief im Frühjahr 2024 im Kino – und wirkt auch auf dem heimischen Bildschirm wie ein echtes Leinwanderlebnis. Kein Nebenbei-Film. Sondern einer, der sich Zeit nimmt – und dafür etwas zurückgibt: ein Gefühl von Wärme und Bedeutung.
Unbedingt ansehen. Aber mit Taschentuch.
📽️ Der Buchspazierer – Infos
- Regie: Isabel Kleefeld
- Buchvorlage: Carsten Henn
- Mit: Christoph Maria Herbst, Yuna Bennett, André Jung u. a.
- Länge: 94 Minuten
- Altersfreigabe: ab 6 Jahren
- Jetzt streamen auf Netflix
🎨 Bildhinweis
Symbolische Illustration (nicht original):
Aquarell nachgestellt, inspiriert von einer Filmszene
Autor: JA