Das alte Ziegelmeisterhaus in Thedinghausen-Horstedt wird zum Vorzeigeprojekt: Für die Sanierung ihres Elternhauses erhält Edith Fahrenholz die Grüne Hausnummer.
Am Ortsrand von Thedinghausen-Horstedt führt eine Straße mit dem Namen Zur Ziegelei Richtung Weserdeich. Seit vielen Jahrzehnten werden hier zwar keine Ziegel mehr gebrannt, aber am Ende der Straße befindet sich noch ein kleines, auf den ersten Blick unscheinbares Haus, in dem einst der Ziegelmeister wohnte. Die von ihm produzierten Steine wurden von hier auf Schienen zur Weser transportiert und dort auf Schiffe verladen. Doch all das war bereits Geschichte, als das Haus 1964 von Dora und Helmut Fahrenholz gekauft wurde, die hier ihre drei Kinder Edith, Helmut und Anke – die heutige Samtgemeindebürgermeisterin – großzogen. Nachdem Dora und Helmut 2018 ins Pflegeheim umgezogen waren, stellte sich die Frage, was aus dem leerstehenden Haus werden solle. Sohn Helmut lebte inzwischen weit entfernt in Süddeutschland, und die jüngste Tochter Anke war sehr zufrieden mit ihrem neuen Wohnort in Thedinghausen – ihr Arbeitsplatz im Rathaus liegt ganz in der Nähe. Also fasste sich Edith, die Älteste der drei, ein Herz und beschloss 2020, das Haus zu übernehmen und ökologisch zu modernisieren – wofür sie im letzten Jahr mit der Grünen Hausnummer für energieeffizientes Bauen und Sanieren ausgezeichnet wurde.

Doch danach sah es zunächst gar nicht aus. Nach dem Kauf hatten Ediths Eltern das Haus nach dem damaligen Standard saniert und auch die letzten größeren Maßnahmen lagen schon etliche Jahre zurück. Die Aussage des zunächst zurate gezogenen Architekten war resolut: abreißen und neu bauen!
Über Bekannte bekam Edith den Tipp, sich noch einmal an die ökologische Baufirma Biber aus Verden zu wenden. Diese stufte die Grundsubstanz des 1896 erbauten Hauses als erhaltenswert ein und ermunterte die Hausbesitzerin zu einer Sanierung. Durch „den Biber“ kam sie in Kontakt mit dem Architekten Till Ludwig, der die Umsetzung der Baumaßnahmen sowie die Beantragung der Fördergelder verantwortete. Die Sanierung wurde – wo immer möglich – von der Firma Biber durchgeführt, ganz im Sinne von Ediths Wunsch nach Materialien aus nachhaltiger Herstellung – wie Lehm, Kalkputz, Linoleum sowie umweltfreundlichen Farben und Anstrichen.
Für die neue Dämmung lautete das Motto: „Wenn, dann richtig!“ – und so wurden der Fußboden sowie die Außenwände mit einer Isolationsschicht von 25 cm versehen. Unter dem Lehmputz der Wände wurden zudem Wandheizungen verlegt, wodurch bereits jetzt die Voraussetzungen für den späteren Einbau einer Wärmepumpe geschaffen wurden. Vorerst soll jedoch noch eine Zeit lang die erst 2017 durch die Eltern neu eingebaute Ölheizung weitergenutzt werden.
Von der gleichmäßigen und behaglichen Wärme der Wandheizungen ist Edith begeistert – sie unterscheidet sich deutlich von der trockenen, punktuellen Hitze klassischer Heizsysteme und schafft ein spürbar angenehmeres Raumklima. Anhand der Aufzeichnungen ihrer Eltern konnte sie zudem ausrechnen, dass sich der Heizbedarf infolge der Sanierung etwa halbiert hat.
Einen Großteil der weiteren Arbeiten, wie die Elektrik und die Badrenovierung, führte sie mit Unterstützung ihres Schwagers in Eigenarbeit durch. Mit dem Einbau der dreifach verglasten Fenster beauftragte sie die Tischlerei Jens Lühmann aus Riede.
Obwohl die energetische Sanierung noch nicht vollständig abgeschlossen ist – das Dach muss noch gedämmt werden, und eine Wärmepumpe inklusive PV-Anlage ist zu einem späteren Zeitpunkt geplant – waren die Verantwortlichen der Klimaschutzagentur kleVer und des Vereins für Klimaschutz IKEO überzeugt, dass die Grüne Hausnummer für Edith Fahrenholz absolut verdient ist.
„Mit der Dämmung der Wände, den dreifach verglasten Fenstern und der Optimierung des Heizsystems durch Wandheizungen wurden drei wesentliche energetische Maßnahmen im Altbau umgesetzt – und damit die Anforderungen für die Verleihung einer Grünen Hausnummer erfüllt“, erläutert Erich vom Hofe, der bei IKEO für die Vergabe zuständig ist. (uc)