Westen/Dörverden – Rund 80 Interessierte folgten der Einladung des LohmannsHofs zur Veranstaltung „Ohne Boden wächst nix – wie schaffen und sichern wir intakte Böden für die Landwirtschaft, für uns alle und für die Zukunft?“.
Anlass war das 40-jährige Jubiläum des Biolandhofs, ein Blick zurück auf bis zu 300 Jahre Landwirtschaft und der Start des Projektes “Zukunftsacker”.
Die zentrale Frage des Abends lautete: Wie lassen sich Böden gesund und fruchtbar erhalten, um auch in Zukunft gesunde Lebensmittel
zu erzeugen – trotz Klimakrise, Dürre, Starkregen, Erosion und Flächenversiegelung?
Dr. Philipp Maurischat von der Universität Oldenburg berichtete von Forschungsergebnissen aus der Wesermarsch. Er betonte die Bedeutung des Humusaufbaus für gesunde Böden:
„Zwischenfrüchte sind ein Schlüssel, um Wasser im Boden zu halten, Kohlenstoff zu binden und die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu sichern.
Besonders tiefwurzelnde Pflanzen wie Luzerne leisten hier ganze Arbeit, indem sie den Boden bis in große Tiefe erschließen und dauerhaft organische Substanz einlagern.“
Dr. Titus Bahner (Kulturland eG) stellte die Entwicklungen am Bodenmarkt dar: rapide steigende Kauf- und Pachtpreise und die damit verbundenen Risiken für die Landwirtschaft. Hauptursachen sind – in der Gewichtung je nach Bundesland unterschiedlich – unter anderem landwirtschaftsfernes Kapital, das seit der Finanzkrise 2008 stark in Boden investiert wird, aber auch Geld, das z.B. beim teuren Verkauf von Flächen für Gewerbe- und Baugebiete oder Straßenbau eingenommen wird und wieder in Ackerböden reinvestiert wird. Während in den 60er Jahren noch 85% der landwirtschaftlichen Flächen von den Eigentümern bewirtschaftet wurden, sind es nun lediglich noch 30%. „Wenn wir so weitermachen, verlieren bäuerliche Betriebe den Zugang zum Boden komplett. Mit gemeinschaftlichen Modellen wie der Kulturlandgenossenschaft können wir die Spirale durchbrechen und Landwirtschaft wieder zukunftsfähig machen“, so Bahner.
Den Schlusspunkt setzte der Start des Projekts „Zukunftsacker“: Auf einem 7,5 Hektar großen Feld wird ein Agroforstsystem mit Obst- und Nutzholz entstehen – ein
Modellprojekt für zukunftsfähige Landwirtschaft, das Produktion, Klimaschutz und Biodiversität verbindet.
In Kooperation mit der Gärtnerei WeserWuchs e.V, die die Gehölzstreifen bewirtschaftet und dem LohmannsHof, der das Ackerland mit Gemüse- und Ackerbau bewirtschaftet, ist der Zukunftsacker ein langfristiges Projekt. Die ersten Ernten in den Agroforststreifen sind in 7-10 Jahren möglich. Bis dahin wird in die Pflanzung und vor allem auch Pflege der Gehölzstreifen investiert.
“Wir müssen die Landwirtschaft zukunftsfest und klimaresilient machen” erläutert Betriebsleiterin Amalie Lohmann, “Agroforst verbindet Bodenschutz mit der Produktion von Lebensmitteln. Und die Vorsorgung der Menschen vor Ort mit Beeren, Nüssen und Obst kann ein Weg sein”. Damit das Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann, arbeiten die Bio-Betriebe mit der Kulturland Genossenschaft zusammen. Um den Zukunftsacker dauerhaft dem Bodenmarkt zu entziehen, werden noch zahlreiche Mitstreiter:innen gesucht, die sich an der Kulturland eG beteiligen und die Fläche gemeinsam “freikaufen”. Wie man sich beteiligen kann, erfährt man auf den Seiten der Kulturland (www.kulturland.de) und des LohmannsHofes (www.lohmannshof.de).
Betriebsleiterin Amalie Lohmann betont: „Ohne Boden wächst nix – dieser Satz bringt unsere Botschaft auf den Punkt. Wir sind dankbar für die große Resonanz
und überzeugt: Bodenschutz und Bodensicherung ist eine Aufgabe für uns alle.“

Agroforst, hier als Alleenkultur, kann die Erträge von landwirtschaftlich genutzten Pflanzen stabilisieren – selbst bei schwankender Verfügbarkeit von Wasser. Die Uni Hohenheim hat dazu Daten einer der ältesten Agroforst-Versuchsflächen ausgewertet. Copyrigth: Universität Hohenheim / Veronika Geisler



